Das Labyrinth

Das Labyrinth ist eine faszinierende Erscheinung und sicherlich eines der ältesten Symbole der Menschheit.

Seit Tausenden von Jahren wird es in Felsen oder Ton geritzt oder mit Steinen auf den Boden gelegt.

Einige Trojaburgen wurden bereits in der Bronzezeit erbaut und bestanden aus faustgroßen Steinen, die lose auf offenen Feldern gelegt wurden.

Wir finden das Labyrinth in fast allen Kulturen der Welt und in allen Epochen der Geschichte.

Es gibt verschiedene Formen von Labyrinthen, wobei die typischsten und in Europa am häufigsten vorkommenden das klassische Labyrinth, mit sieben Bahnen und das Labyrinth von Chartres, mit elf Bahnen ist. In Kathedralen und alten Kirchen finden wir das Labyrinth in Steinplatten im Boden eingelassen. Labyrinthe finden wir aber auch im Freien, sie werden oft mit Bordsteinen begrenzt und mit Rinde oder Gras ausgelegt. Temporäre, zeitliche Labyrinthe werden gemalt oder mit Seilen auf dem Boden ausgelegt, letztere sind sehr praktisch, da wir sie überall hin mitnehmen können.

Irrgarten und Labyrinth

Die kursierende Meinung, dass ein Labyrinth ein Irrgarten sei ist falsch, auch wenn die Namen manchmal synonym verwendet werden. Ein Irrgarten unterscheidet sich mit mehreren Merkmalen von einem Labyrinth. Im Irrgarten werden die einzelnen Wege durch hohe Hecken, Mauern oder Zäune abgegrenzt. Den Mittelpunkt sehen wir nicht und verlieren beim Gehen meistens den Gesamtüberblick. Wir können an Kreuzungen und Abzweigungen immer wieder einen anderen Weg wählen und wissen eigentlich nie genau, wo wir uns befinden. Das Zentrum befindet sich außer Sichtweite und wird nicht immer erreicht und dadurch kann sich eine Art der Hilflosigkeit entwickeln.

Im Gegensatz dazu finden wir in einem Labyrinth immer die Mitte, unser Zentrum. Die Wege bestehen aus einem einzigen gewundenen Pfad, der immer zum Zentrum führt, ohne Sackgassen und Umwege. Wir müssen über den Weg oder seine Richtung keine weiter Entscheidungen treffen. Für uns gibt es nur diesen einen Weg, gleichgültig wie er verläuft. Und genauso wie er uns mit seinen Windungen fehlerlos zur Mitte führt, so führt er uns auch wieder hinaus.

Ein überraschender Lebensweg

Der gewundene Weg wird so zum Symbol für einen oft überraschenden Lebensweg. In schwierigen Momenten denken wir oft, dass wir uns verlaufen haben, dass wir unnötige Umwege machen oder stecken bleiben. Doch wenn wir wieder in unserer Mitte sind und zurückblicken, können wir erkennen, dass wir nie von unserem Weg abgekommen sind. Möglicherweise waren wir etwas abgelenkt, aber verirrt haben wir uns nie.

Das Labyrinth können wir auf unterschiedliche Weise sehen. Es kann ein Symbol für einen individuellen Lebensweg sein, der von unserer Geburt bis zum Tode reicht. Es kann aber auch ein vorgezeichneter Weg sein, der uns zur Mitte führt, zu unserem inneren Kern, unserem göttlichen Funken, den wir alle in uns tragen.

In einem Labyrinth zu gehen kennt drei Phasen:
der Weg zur Mitte, das ist ein Weg der Reinigung und des Loslassens.
Das Zentrum, der Ort der Erleuchtung.
Und der Weg zurück, zurück in den Alltag.

Der Weg der Reinigung

Ein Labyrinth zu gehen ist eine ganz besondere Erfahrung, die sich nur schwer mit etwas vergleichen lässt. Wir legen keinen systematischen Weg ab, gehen nicht Bahn für Bahn, von außen nach innen zum Zentrum und sind dann fertig. Wir beginnen in der fast mittleren Bahne und folgen dann einfach dem vorgegebenen Weg. Es ist genauso, wie wenn wir im Leben mit Dingen beginnen und dann einfach dem weiteren Verlauf folgen. Und während unseres Weges sehen wir dann, was passiert.

Da es nur ein einziger Weg ist, der auch noch vorgegeben ist, müssen wir uns nicht entscheiden, ob wir eventuell links oder rechts abbiegen sollten. Diese Möglichkeit gibt es hier überhaupt nicht. Unser Weg weist sich ganz von selbst und wir gehen ihn ganz einfach.

Und da alle weiteren Überlegungen sinnlos sind und das unserem Kopf überhaupt nicht gefällt, beginnt dieser jetzt mit überaus wichtigen Gedanken, die eine direkte Lösung fordern. Aber auch das ist sinnlos, denn momentan bewegen wir uns im Labyrinth und gehen auf dem Weg einfach weiter. Und mit jedem Schritt lösen sich unsere Gedanken immer mehr auf und wir werden still.

Diese Stille breitet sich aus und macht uns aufmerksam und bewusst vom jetzigen Moment.

Wir spüren den Boden ganz klar unter unseren Füssen, fühlen wie wir auftreten und es gibt keine Fragen mehr, keinen inneren Dialog mehr.

In dieser bewussten Präsenz können Antworten an die Oberfläche unseres Bewusstseins aufsteigen.

Antworten auf Fragen, die wir zu Beginn hatten. Sie fallen einfach und leicht auf ihren Platz und wir wissen um ihre Wahrheit. Freudig schauen wir uns um, sehen wo wir uns befinden und erkennen, dass wir nur noch eine Bahn vom Zentrum entfernt sind. Das Zentrum, die Mitte, unser Ziel. Welches Ziel? Und da ist er schon wieder, unser Kopf, der einfach nicht locker lässt und zum größten Übel entdecken wir jetzt auch noch, dass wir anstatt zum Zentrum, uns mit jedem Schritt davon entfernen.

Da stehen wir nun im Labyrinth, mitten auf unserem Lebensweg und plötzlich taucht, wie aus dem Nichts, dieses unerwartete Hindernis auf. Unser Weg scheint eine ganz andere Richtung zu nehmen und sofort meldet sich unser Kopf. Mit einem kräftigen Schlag reißt er die Führung an sich und lässt uns jetzt alles Mögliche und Unmögliche bedenken, nur um eine plausible Definition der Situation zu ergattern. Seine Berechnung muss zu einer sinnvollen Entscheidung führen.

Einer Entscheidungen, die uns wieder Kontrolle über die Situation gibt,  die uns ein Gefühl von Macht in unserem Leben vermittelt. Aber so funktioniert das hier nicht, so verläuft der Weg im Labyrinth nicht. Für unseren nächsten Schritt müssen wir keine weitere Entscheidung treffen, aber innerlich müssen wir das jetzt sehr wohl tun. Wem überlassen wir die Führungsposition in unserem Leben: dem Kopf oder dem Herz, der Angst oder der Liebe?

Wir überprüfen nochmals, ob wir ja nichts falsch gemacht haben.

Nirgendwo gab es einen Scheideweg oder die Möglichkeit einer Abzweigung.

Das Labyrinth liegt systematisch auf dem Boden. Wir hätten gar nicht anders gehen können, als wir es getan haben.

Eigentlich ist es ganz einfach, es gibt nur diesen einen Weg und wir dürfen ihn mit Hingabe und Zuversicht gehen. Kapitulation und Vertrauen. Die Angst kapituliert und wir dürfen auf uns selbst vertrauen, wir werden von innen heraus geführt. Und diese Gedanken bringen die Stille wieder zurück.

Es liegt jetzt an uns, wie wir unseren Weg fortsetzen. Ob wir einen Moment lang innehalten und eine Pause machen, ob wir einfach weitergehen, ruhiger und geschmeidiger oder uns schneller bewegen. Es spielt überhaupt keine Rolle mehr, wie der Weg genau weiter verläuft und wie lange wir noch bis zum Zentrum benötigen. Alles kommt genauso wie es kommen soll und wir haben erkannt, dass grübeln nur die klare Sicht auf unser Leben verdeckt.

Das Zentrum, die Mitte

Und dann stehen wir auf einmal in der Mitte des Labyrinths, in dem Zentrum.
Ruhe. Stille. Frieden.
Es ist eine heilige Erfahrung, die jeder auf seine Weise wahrnimmt; eine Offenbarung. Wir verweilen in der Mitte so lange, bis wir das Gefühl haben, dass es gut so ist und wir zurück wollen.

Zurück in den Alltag

Wir gehen inspiriert aus dem Labyrinth hinaus, gehen wieder den Weg ohne Abzweigungen, zurück in den Alltag, leichter und glücklicher. Wir treten vertrauensvoll auf und wissen, dass wir immer nur unseren eigenen Weg gehen können. Ein Weg der bereits vorbestimmt ist und den wir durch unsere Anwesenheit auf der Erde materialisieren, ganz einfach dadurch, dass wir unser Leben leben. Das Leben ist ein großes Geschenk und hat viel zu bieten, es kennt keinerlei Begrenzung. Die einzige Wahl, die wir treffen müssen ist, wie wir den Weg gehen. Es ist keine Frage des Weges an sich, den haben wir bereits vorgezeichnet.

Eine mystische Erfahrung

Labyrinth gehen ist eine mystische Erfahrung in einem ganz besonderen Kraftfeld. Ein spirituelles Erlebnis, sich auch auf unerwartete Wendungen des Weges, verlassen zu können und am Ende doch das Ziel, das Zentrum zu erreichen. Unsere Mitte erlangen, wo Antworten aufsteigen und wir die Verbindung mit dem Sein, mit Gott, deutlich spüren können. Es ist eine Reinigung der Chakren und die Einweihung in unser Leben.

Dieses Kraftfeld biete uns Schutz und lernt uns nicht so schnell aus dem Gleichgewicht zu geraten, nur weil alle möglichen Angstszenarien des Kopfes uns beschwören wollen. Wenn es nicht möglich ist, ein Labyrinth zu gehen, können wir es auch zeichnen und ausmalen. Allein schon die Zuwendung und Verbindung mit diesem Symbol hat eine kraftvolle und heilende Wirkung auf unsere Seele.

 

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4 thoughts on “Das Labyrinth

    1. Danke Doris! Es ist wirklich ein ganz besonderes Erlebnis.
      Schau mal, vielleicht gibt´s bei dir eins in der Nähe?
      🙂

  1. Was wenn ich absolut keine Lust mehr habe einen der vielen Wege zu probieren, weil ich zu dem Schluss gelangt bin, ich habe so viel probiert und den Ausgang doch nicht gefunden und einfach aussteigen möchte aus dem Labyrinth? Angst vor Enge in diesem Labyrinth habe? Was wenn ich das Gefühl habe schon in dem Raum angelangt bin der das Zentrum des Labyrinth ist und keine Transformation geschieht (Skorpion AZ), kein Licht, kein Kristall und ich nirgendwo mehr hin kann und möchte? Was wenn ich keinen Impuls mehr verspüre und das Feuer in mir unter einer Steinplatte lodert und nicht ausbricht? Was soll ich dann tun? Warten bis was geschieht?
    Steinbock Sonne

    1. Lieber Thomas,
      danke für deinen Bericht. So wie ich das sehe, hat dein Skorpion AZ Schwierigkeiten die Kontrolle loszulassen, was aber unerlässlich ist, will er sich als Adler neu gebären. Die Transformation kann sich noch nicht vollzogen haben, sonst würdest du dein inneres Licht wahrnehmen können und hättest auch nicht das Gefühl, nirgendwo mehr hin zu wollen. Der Impuls kommt wieder, gib dir noch etwas Zeit und meide alles, was dich aus deiner Mitte bringt – leicht gesagt, ich weiss, ist aber trotzdem wichtig. Konzentriere dich beispielsweise auf Atemübungen, meditiere auf eine Blume. Steinbock Sonne schenkt dir u.a. Freude, Strukturen und Ordnung zu schaffen. Skorpion taucht in die Tiefe und sucht die Wurzel. Die Wurzel, warum das noch nicht so klappt, warum du ein ermüdendes Gefühl hast (so kommt es mir zumindest vor). Sprich mit deinem inneren Kind, such ein Foto von dem kleinen Thomas und rahm es ein. Kennst du Louise L. Hay ? Hier ist ein Link zu einer schönen Meditation: https://www.youtube.com/watch?v=xAZZFwMEDRI
      Gib nicht auf, es wird besser! Wenn die Nacht am Dunkelsten, ist der Tag am nächsten. 🙂

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